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14. Oktober 2020

Das Problem mit dem Problem

Ein Satz, den ich oft zusagen Pflege lautet: „Wir Menschen haben grundsätzlich ein Problem mit dem Problem!“. Ich glaube, dass es einfach in unserer Natur liegt. Denn Fakt ist, wir Menschen sind von Natur aus eine eher gemütliche Spezie. Wir lieben die Routine und gewohnte Strukturen und Muster geben uns Halt und Sicherheit. Probleme hingegen zwingen uns zum Umdenken. Das wiederum erfordert Mühe, Kraft und Mut, einen Schritt aus der Comfort-Zone heraus zu treten. Dabei gerät gerade unser Bedürfnis nach Sicherheit in die Bredouille.

Die Sache mit der Sicherheit

In der humanistischen Psychologie wird dem Bedürfnis nach Sicherheit eine immense Bedeutung beigemessen. Sie kennen bestimmt die Bedürfnispyramide von Abraham Maslow, oder? Maslow war ein US-amerikanischer Psychologe und gilt als Gründervater der humanistischen und positiven Psychologie. Bekannt geworden ist er durch seine Bedürfnispyramide. In dieser stellt er die fünf menschlichen Bedürfnisse hierarchisch angeordnet nach ihrer Relevanz dar. Dabei unterscheidet Maslow zwischen den Kategorien Defizitbedürfnisse und Wachstumsbedürfnisse.

Defizitbedürfnisse sind demzufolge das Fundament unserer physischen und psychischen Gesundheit. Sie stellen sich bei Mangelerscheinung ein, also wenn sie nicht hinreichend befriedigt sind. Allem voran kommen die Grundbedürfnisse (also körperliche Bedürfnisse wie Nahrung, Schlaf oder Sex) an erster Stelle. Erst wenn diese hinreichend gedeckt sind, kann das Bedürfnis nach Sicherheit versorgt werden. Maslow zählt hierzu Instanzen wie Einkommen, Arbeit oder Wohnsituation. An dritter Stelle kommt das soziale Bedürfnis. Hierunter fallen alle sozialen Kontakte, die sich in den Bereichen Freundschaft, Partnerschaft und Familie zeigen.

Wachstumsbedürfnisse hingegen können erst realisiert werden, wenn alle Defizitbedürfnisse gedeckt sind. Hierzu zählen folgerichtig Individualbedürfnisse und schlussendlich die Selbstverwirklichung. Bei den Individualbedürfnissen geht es primär um den Wunsch nach Anerkennung, sozialer Akzeptant und Geltung. Die Spitze der Maslowschen Bedürfnispyramide, sozusagen das i-Tüpfelchen, das Ziel allen menschlichen Strebens, ist der Wunsch nach Selbstverwirklichung.

Diese Erkenntnisse lassen sich hervorragend in einen unternehmerischen Kontext adaptieren. Besonders Individualbedürfnisse kommen in Form von Personalführung und Mitarbeiterzufriedenheit zum Tragen. Und, ich denke da sind wir uns alle einig, das wichtigste Standbein eines erfolgreichen Unternehmens gemäß der Selbstverwirklichung, sind zufriedene, motivierte und engagierte Mitarbeiter.

Nicht das Problem bereitet uns Sorgen, sondern unser Umgang damit!

Wie mir immer wieder auffällt, scheitern viele von uns schon bei Stufe Zwei, dem Bedürfnis nach Sicherheit. Und das liegt, um zu meiner Anfangsthese zurückzukehren, an unserer Einstellung gegenüber Problemen. Wir scheuen Probleme aus Angst vor Veränderung und dem Verlust von Sicherheit. Wir sichern uns dabei gerne sowohl nach vorne als auch nach hinten ab.

Zugegeben kann es Angst machen, Probleme anzugehen, Umzudenken und einen Schritt „out of the box“ zu wagen. Letztendlich ist es aber egal, welchen Namen wir dem Kind geben: Gewohnheit, Denkfaulheit oder Angst. Und es hilft uns oft wenig die Schuld bei anderen zu suchen. Wenn Sie Ihre Probleme also permanent aufschieben, dürfen Sie sich nicht wundern, wenn Sie abends vor Sorge stundenlang wach im Bett liegen. Ich glaube es ist nicht das Problem selber, das uns Sorge bereitet, sondern unser Umgang damit.

„Wer sich nachts zu lange mit den Problemen von morgen beschäftigt, ist am nächsten Tag zu müde, sie zu lösen.“ - Reiner Haak, deutscher Schriftsteller

Der Wunsch nach Entscheidungsunsicherheit…

Der Wunsch nach Entscheidungssicherheit müsste uns allen bekannt sein. Hinterher weiß man immer mehr, nur vorher wissen, das ist schwer. Dabei stellt, im unternehmerischen Kontext, Problem Management oft eine echte Herausforderung dar. Gerade wenn es um wichtige Entscheidungen geht, dessen Folgen schwer abzuschätzen sind und im schlimmsten Fall Arbeitsplätze kosten, können Probleme schnell lähmend auf uns einwirken.

Lernen Sie Ihre Probleme lieben oder finden Sie jemanden, der das für Sie tut!

„Lernen Sie Ihre Probleme lieben!“, zugegeben – das klingt erstmal etwas plakativ. Was ich Ihnen damit sagen möchte, ist, dass wir grundsätzlich einen neuen Umgang mit Problemen verinnerlichen müssen. Was wir, meiner Meinung nach, wirklich brauchen, ist eine positive Lernkultur, anstelle einer Fehlerkultur. Denn, wenn wir aufhören Probleme als Störfaktoren zu sehen und anfangen sie als Wachstumschancen zu begreifen, werden sich urplötzlich ganz neue Möglichkeiten ergeben.

Gerade, wenn es um den Wunsch nach Entscheidungssicherheit geht, sehe ich als Unternehmer nur eine sinnvolle Herangehensweise: Entscheidungssicherheit auf Basis fundierter, valider und reliabler Marktforschung! Zahlen, Daten und Fakten bieten uns eine Grundlage, auf der wir Entscheidungen abwägen, rechtfertigen und schlussendlich auch gewissenhaft vertreten können.

Dabei kann auch Marktforschung Ihnen zwar keine 100%ige Erfolgswahrscheinlichkeit bieten, dafür aber 100%ige Gewissheit. Denn Entscheidungen, die auf einer datenbasierten Grundlage getroffen wurden, haben selbst bei Misserfolg einen entscheidenden Vorteil: Sie sind erkenntnisbringend, sie decken problembehaftete Stellschrauben auf und wiesen auf Wachstumspotentiale hin.

Ein Problem ist also nicht einfach ein Problem, sondern vielmehr ein notwendiges Vehikel zur kontinuierlichen Verbesserung. Ich als Marktforscher sehe Probleme daher nicht als Hindernisse auf dem Weg zum unternehmerischen Erfolg, sondern als Richtungspfeiler. Und wenn Sie es mir erlauben, nehme ich Ihnen Ihre Probleme gerne ab!


Herbert Höckel

Herbert Höckel ist geschäftsführender Gesellschafter hier bei bei der moweb research GmbH. Seit mehr als 25 Jahren ist er Marktforscher. 2004 gründete er die moweb GmbH, welche er bis heute als Inhaber führt. Die moweb aus Düsseldorf ist international tätig und eines der ersten deutschen, auf digitale Verfahren spezialisierte Marktforschungsinstitute.

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